Haben Sie 7.000 Euro zu verschenken?
Vielleicht an Herrn Dr. Hans Dieter Beck?
Vielleicht an Herrn Dr. Hans Dieter Beck?
7.000 Euro oder auch 5.000 Euro oder 3.000 Euro hat kein normal arbeitender Mensch zu verschenken. Keiner! Der Nördlinger Ehrenbürger Dr. Hans Dieter Beck hat dies aber von seiner Belegschaft verlangt. In einer Blitzaktion im Mai 2011 ließ er durch den Hamburger Unternehmensberater Michael Apenberg und die Nördlinger Geschäftsleitung der Beck‘schen die Belegschaft wissen, dass er die Tarife nicht mehr anerkennt, den Tarifschutz vernichtet und ab sofort alle Beschäftigte neue Arbeitsverträge zu veränderten, wesentlich schlechteren Bedingungen unterschreiben sollen.
„Wie ein Messer an der Kehle!“
In Versammlungen und Einzelgesprächen wurde den Kolleginnen und Kollegen damit gedroht, dass man sich von der Druckerei trennen und betriebsbedingte Kündigungen aussprechen würde, wenn sie die schlechteren Arbeitsverträge nicht unterzeichnen. Um dieses Ziel zu erreichen wird die Belegschaft gegeneinander ausgespielt, umgeht den Betriebsrat und nimmt Gesprächsangebote der Gewerkschaft nicht ernst.
Gleichzeitig wird weiterhin massiv Druck auf die Belegschaft ausgeübt. Mit Anrufen zuhause wurde auch auf Ehepartner Druck ausgeübt. „Es war“, sagt Hans F. „als würde einem das Messer an die Kehle gesetzt“. Viele hielten dem Druck nicht stand und unterzeichneten die Arbeitsverträge.
Kulturbruch durch Dr. Hans Dieter Beck!
Die Unternehmensleitung, an vorderster Stelle Gesellschafter und Ehrenbürger Dr. Hans Dieter Beck vollzog damit einen radikalen Bruch bisheriger Unternehmenskultur:
Anstatt Gespräch und Akzeptanz, nun Erpressung, Druck und, – ja, man muss es so sagen, der Griff in die Taschen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und der Angriff auf ihre wöchentliche Arbeitszeit und ihr Verfügungsrecht über ihre Freizeit. Kurz vor ihrem 250jährigen Jubiläum vergeht sich die traditionsreiche und bisher verlässliche Beck‘sche an ihrer Belegschaft. Es ist eine Schande und eine Beleidigung für die Arbeitnehmer, die Jahre und Jahrzehnte dort ihre Haut und Arbeitskraft zu Markte getragen haben und den Reichtum der Familie Beck gemehrt haben.
Der Marktführer greift seinen Beschäftigten in die Tasche!
Allen Kolleginnen und Kollegen ist klar, dass sie lange unter verhältnismäßig guten Arbeits- und Entlohnungsbedingungen arbeiten konnten. Allen ist klar, dass dies in anderen Betrieben nicht immer der Fall war und ist. Aber der Beck-Konzern ist die Nummer Eins der juristischen Verlage in Deutschland und nicht irgendwer. Beck ist auch im Online-Geschäft sehr erfolgreich und nach eigenen Aussagen von Hans Dieter Beck werden etwaige Verlust im Printbereich mit Gewinnen aus dem neuen Geschäft locker ausgeglichen. Im April 2012 sagte er in einem Interview in BuchMarkt:
„Durch unsere Aufstellung … und der immerhin beachtlichen Größe unserer Beck-Gruppe – sie verfügt ja auch über eine große Druckerei und eine beachtliche Zahl an Buchhandlungen... müsste es uns in jedem Fall gelingen, uns auf dem deutschen Markt zu behaupten.“
Dazu passt auch die Aussage von Dr. Hans Dieter Beck auf der Mitarbeiterversammlung der Druckerei am 04. Juli 2012: “Geld ist genügend da“.
Aber die Marktbehauptung soll offensichtlich nicht auf der Verlegerkunst von Beck und der Kompetenz seiner Manager beruhen, sondern auf Kosten und zu Lasten seiner Beschäftigten erfolgen. Dagegen wehren wir uns jetzt, da der erste Schock über das Verhalten unseres Arbeitgebers überwunden ist.
Wir haben nichts als unsere Arbeitskraft!
Jeder, der den Unterhalt für seine Familie durch eigene Hände Arbeit verdienen muss, weiß, dass trotz schwäbischer Sparsamkeit, die Reichtümer nicht in den Himmel wachsen. Jeder weiß, dass wir und unsere Familien auf ein auskömmliches Einkommen ange-wiesen sind. Wer Löhne und Gehälter kürzt oder Arbeitszeit ohne Bezahlung verlängert, der vermindert den Wert unserer Arbeitskraft. Der geht uns nicht nur finanziell ans Eingemachte, sondern er geht uns auch und vor allem an unsere Würde. Das haben Dr. Hans Dieter Beck und seine Handlanger getan. Sie haben von uns 5 Stunden unbezahlte Ar-beit pro Woche gefordert, tarifliche und außertarifliche Leistungen gestrichen:
Beispiel: Rotationsdrucker
Unbezahlte Arbeit 2.727 Euro
Unbezahlte Zuschläge 881 Euro
Weniger Jahresleistung 710 Euro
Kein Urlaubsgeld 568 Euro
Keine tarifl. Einmalzahlung 280 Euro
Gesamt 5.386 Euro
Da die entscheidenden Verschlechter-ungen erst zum 1. Oktober 2011 in Kraft traten, sind die Einbußen in diesem ersten Jahr nicht in vollem Umfang zum Tragen gekommen. Für die nächsten 12 Monate kommen daher weitere 1.664 Euro dazu.
Das macht einen Verlust für einen Rotationsdrucker von 7.931 Euro pro Jahr / 661 Euro pro Monat.
Lohn- und Gehaltsraub ist auch Rentenraub!
Damit nicht genug! Diese, durch den Arbeitgeber Beck abgepressten Einkommensverluste haben auch eine Rentenminderung von 6,50 Euro pro Monat zur Folge. Und das Jahr für Jahr. Den Kolleginnen und Kollegen, die noch 20 Jahre zu arbeiten haben, fehlen dann ca. 130 Euro Rente pro Monat. Bei einem angenommenen Rentenbezug von 10 Jahren sind das ca. 15.600 Euro, die nach einem langen Arbeitsleben fehlen. In einer Betriebsversammlung im Juni letzten Jahres sprach Dr. Hans Dieter Beck von einem „harmlosen Verzicht von 5 %“. Er und seine Berater können anscheinend nicht rechnen, denn danach müsste ein Drucker 140.000 Euro im Jahr verdienen. Aber vielleicht zeigt diese Aussage auch schon, wie weit sich Dr. Hans Dieter Beck, seine Berater und seine Führungskräfte von der Realität der Menschen in seinem Unternehmen, die an seinem Wohlstand und seinem Ruf mitgeschaffen haben, schon entfernt hat.
Und die Anderen?
Und es trifft jeden, der der üblen Erpressung vom vergangenen Jahr nicht standgehalten hat. Jeden, der aus Angst um seine Familie und aus Angst um die Zukunft seiner Kinder diesen abgepressten und verschlechterten Arbeitsvertrag unterschrieben hat. So trifft es einen Rotationshelfer mit 6.009 Euro pro Jahr / 501 Euro pro Monat. Eine Angestellte trifft es mit 7.186 Euro pro Jahr / 599 Euro pro Monat.
Wir wurden überrumpelt,
aber wir lassen uns das nicht mehr bieten!
Es geht uns nicht um Mitleid. Es geht einzig und allein um die Frage, ob sich Beschäftigte, wie wir, in der Beck’sche diese Dinge gefallen lassen müssen. Ob es in diesem Land so ist, dass die Unternehmer uns ohne jegliche Rücksicht in die Tasche greifen dürfen, wann immer sie es wollen. Und ob sie unsere Arbeitskraft im Handstreich entwerten dürfen oder nicht. Die Becksche ist nicht das einzige Unternehmen, das sich mit dieser Praxis hervortut. Und die sogenannten Unternehmensberater streunen überall in den Betrieben des Landes herum und empfehlen meistens nur eines: Ein Betrieb kann saniert werden, in dem man die Personalkosten senkt. Wir waren im letzten Jahr überrascht und haben uns überrumpeln lassen. Aber wir können und werden uns das nicht länger bieten lassen!
Auftrag erfüllt: Boni für die Chefs!
Wir werden uns das nicht mehr bieten lassen, weil sich in diesem Frühjahr herausgestellt hat, dass nach erfülltem Auftrag, die Belegschaft einzuschüchtern und auszuplündern, einíge der Führungskräfte Extrazahlungen für ihre „Leistungen“ erhalten haben. Inzwischen wurde das zwar dementiert. Aber dementieren kommt offensichtlich von Demenz. Da wissen einige nicht mehr, was sie Wochen zuvor noch öffentlich verkündet haben. Aber wir vergessen solche Aussagen nicht!
Bei unseren Buchbindern fing die Erpressung an!
Wir wissen heute, dass wir unserem Arbeitgeber und auch Herrn Dr. Hans Dieter Beck als Person zu lange und zu viel vertraut haben. Das müssen wir uns wohl auch mit selber ankreiden. Denn die erste Erpressung fing schon im Jahr 2008 an. Da tat man so, als ob Bücher ohne Buchbinder zu produzieren sind. Die Druckereileitung hat damals mit der gesellschaftsrechtlichen Abtrennung der Buchbinderei gedroht, wenn wir es nicht zulassen, dass die dort beschäftigten Kolleginnen und Kollegen aus dem Drucktarif, in den im Vergleich dazu für den Arbeitgeber wesentlich günstigeren Tarif für die Papierverarbeitung wechseln. Wir haben das damals hingenommen, weil wir dafür weiterhin eine einheitliche Belegschaft bleiben konnten. Aus heutiger Sicht war diese damalige Einigung die Einladung zur jetzigen Tarifflucht. Aus heutiger Sicht hätten wir für den Drucktarif für alle kämpfen sollen. Jetzt ist es soweit.
Drucktarif für alle! Basta!
Wir, die Beschäftigten der Beck’schen stellen keine unerfüllbaren und schon gar keine unverschämten Forderungen. Wir fordern für alle die Mindestbedingungen für Druckereien und Buchproduzenten. Und diese Mindestbedingungen stehen in den Tarifverträgen für die Druckindustrie. Wir wollen ein Ende der Erpressungen durch den Arbeitgeber. Ein Ende der Drohungen mit Schließung der Druckerei und Kündigungen. Wenn die Gesellschafter sich entscheiden, die Nördlinger Druckerei zu schließen, werden sie dies tun, ohne uns vorher zu fragen.
Wir wollen weiterhin in der Druckerei C.H. Beck Nördlingen zu fairen Bedingungen ohne Angst und Demotivation unserer Arbeit nachgehen. Wir leisten gute Arbeit und sind hochqualifizierte Beschäftigte des Beck Konzerns. Ohne unsere Arbeit wäre der Beck Konzern und die Gebrüder Beck, sowie deren Kinder und Enkel, nicht das was sie heute sind. Diese unsere Arbeit ist einen fairen Lohn und anständige Arbeitsbedingungen wert.
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