Tarifverträge verlieren an Bedeutung. Das, was ver.di,
IG Metall & Co aushandeln, erhält heute nicht einmal jede/r zweite
Beschäftigte. Nach einer neuen Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung (IAB) arbeiten nur noch 49 Prozent der westdeutschen und 34
Prozent der ostdeutschen Beschäftigten in branchentarifgebundenen Betrieben.
Weniger Tarifschutz bedeutet weniger Lohn, längere Arbeitszeiten, unsichere Jobs und weniger Urlaub. Zudem wächst die Einkommensungleichheit.
Die schrumpfende Tarifbindung hat viele Gründe: Viele
Arbeitgeber schließen keine Tarifverträge mehr ab. Die prekäre Beschäftigung
wächst. Privatisierungen und Auslagerungen hinterlassen tariflose Zonen. Und in
Dienstleistungsbranchen entstehen kleinteilige Betriebslandschaften, die
Organisierung erschweren.
Die Erosion des Tarifschutzes ist aber kein
Naturgesetz. Politik kann Tarifverträge stärken. Dafür müssen prekäre Jobs
eingedämmt werden. Zudem müssen Tarifverträge verbindlicher gemacht werden –
sie sollten künftig so lange kollektiv nachwirken, bis ein neuer Tarifvertrag
an ihre Stelle tritt. Ferner muss es einfacher werden, Tarifverträge als
allgemeinverbindlich zu erklären, so dass alle Arbeitgeber einer Branche sich
danach richten müssen.
Die große Koalition kann Tarifverträge politisch
stärken. Es fehlt aber – insbesondere bei der CDU/CSU – am politischen Willen,
dies zu tun.
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