Seit gut eineinhalb Jahren ist in der Druckerei C.H.
Beck in Nördlingen ein Personalabbau zu beobachten. Auf den ersten Blick
vielleicht gar unspektakulär. Besser gesagt: ein schleichender, aber stetiger
Prozess, den die Geschäftsleitung hier vorantreibt.
Aufhebungsvereinbarungen, ordentliche betriebsbedingte
Kündigungen und (zunehmend!) personen-
bzw. verhaltensbedingte Kündigungen.
Abteilung Satz im Fokus der Geschäftsleitung!
Klar und deutlich ist zu erkennen, dass im Bereich
Satz Beschäftigte abgebaut werden sollen. Allein 8 ArbeitnehmerInnen mussten
hier nach dem Willen der Nördlinger Führung ihren Arbeitsplatz aufgeben bzw.
haben diesen verloren.
Die Nördlinger Geschäftsleitung hat auch keine Skrupel
langjährige Beschäftigte krankheitsbedingt zu kündigen. Ob die Führungskräfte
der Druckerei vor Ausspruch solcher krankheitsbedingter Kündigungen alle
Möglichkeiten einer Weiterbeschäftigung, z. B. an einem anderen Arbeitsplatz
ausgelotet haben, darf bezweifelt werden. Inwieweit sich belastende
Arbeitsbedingungen negativ auf die Gesundheit der Mitarbeiter ausgewirkt haben,
interessiert offensichtlich auch niemanden.
Langjährige Beschäftigung und Alter schützen nicht vor
Kündigung!
Unter den 11 Beschäftigten, die ihren Arbeitsplatz
verloren haben, sind allein 6 Beschäftigte die 55 Jahre und älter sind. Auch
bei Betriebszugehörigkeiten von über 40 Jahren scheut sich die Geschäftsleitung
nicht, solch langjährige Mitarbeiter zu kündigen. Wer hier also in Jahrzehnten für
das wirtschaftliche Gedeihen des Betriebes seine Gesundheit in Schicht- und
Nachtarbeit verschlissen hat, wird ohne Hemmungen hinausgeworfen.
Der Mohr hat scheine Schuldigkeit getan, der Mohr kann
gehen.
Ein solch rücksichtsloser Umgang mit den Mitarbeitern
wäre noch vor 15 oder 20 Jahren undenkbar gewesen!
Altersgerechte Regelungen statt Kündigungen!
Trotz
ständig steigender Anforderungen und zunehmender Belastungen, u.a.
-
durch längere Arbeitszeiten,
- durch Schicht- und Nachtarbeit,
- durch häufige Überstunden,
- durch schlechte klimatische Raumverhältnisse,
- durch schwere körperliche Arbeit,
- durch teilweise (aus Kostengründen!) fehlende technische Einrichtungen zur Entlastung der Mitarbeiter (wie z.B. fehlende Hebebühnen am „neuen“ Trendbinder),
- durch immer mehr Arbeitshetze und Leistungsdruck,
- durch immer mehr Produktion mit immer weniger Personal,
lehnt die GL hartnäckig tarifliche Regelungen für
ältere Beschäftigte ab!
Die Forderung
nach einem Tarifvertrag zur Altersteilzeit muss deshalb für den Standort Nördlingen
ein Thema bleiben!
Insgesamt sind ca. 140 Beschäftigte des
Druckstandortes in Nördlingen über 50 Jahre alt. Schicht- und Nachtarbeit,
körperlich regelmäßig sehr schwere Arbeit, insbesondere für Frauen, zunehmender
Leistungsdruck und erhöhte Anforderungen sind auch hier Alltag.
Ganz offensichtlich gehen hier die Führungskräfte auf
Tauchstation und ignorieren dieses Thema.
Kündigungen
sind ja auch leichter auszusprechen (und billiger!), als ernsthaft über
tarifliche Regelungen zur Altersteilzeit zu sprechen!